Genossenschaftliche Rechenpower

Die Geschichte der Datev eG

Die Datev eG, der IT-Dienstleister für Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, kann auf über ein halbes Jahrhundert Geschichte zurückblicken: Am 14. Februar 1966 gründeten 65 Steuerberater aus dem Kammerbezirk Nürnberg die Datenverarbeitungsorganisation der Steuerbevollmächtigten für die Angehörigen des steuerberatenden Berufes in der Bundesrepublik Deutschland eGmbH, kurz Datev. Ein Rückblick.

Datev-LichtwerbungLichtwerbung der Datev am Berliner Hauptbahnhof Bild: Datev eG

Die Gründung der Datev erfolgte als Reaktion auf ein damals immer drängenderes Problem: Infolge des deutschen Wirtschaftswunders waren Fachkräfte rar, auch für die Buchhaltung. Viele Unternehmen lagerten die Buchführung daher an ihre Steuerberater aus. Doch auch von diesen war die Flut der arbeitsintensiven Aufträge bald kaum noch manuell zu bewältigen. Der Übergang zur elektronischen Datenverarbeitung wurde in den Kanzleien zu einer Notwendigkeit. Doch das ging nur in genossenschaftlicher Selbsthilfe, da die notwendigen Computer damals für den Einzelnen noch unerschwinglich teuer waren.

Rechenzentrum und Weiterbildung

In den ersten Jahren verarbeitete die Datev die Buchführungsdaten ihrer Mitglieder noch in einem externen Rechenzentrum. Doch das rasche Ansteigen der Mitgliederzahl ließ bald die Einrichtung eines eigenen Rechenzentrums als wirtschaftlich sinnvoll erscheinen. Es wurde Anfang 1969 eingeweiht und bestand aus vier IBM-Großrechnern mit einer Speicherkapazität von insgesamt 320 Kilobyte sowie sechs Druckern. Die Übermittlung der Buchführungsdaten geschah anfänglich mit Lochkarten und Lochstreifen als Speichermedien. In den 1970er Jahren nutzte man hierfür Magnetkassetten, die seit den 80er Jahren durch verschiedene Disketten- und Diskformate und die Datenfernübertragung (DÜF) sowie später durch das Internet abgelöst wurden.

Datev-Speichermedium MagnetbänderMagnetbänder: ein sehr platzintensives Speichermedium Bild: Datev eG

Ebenfalls 1969 wurde das Datev-Kolleg eingerichtet. Das Fortbildungsangebot vermittelt seither den Mitgliedern und ihren Mitarbeitern das notwendige Wissen zum Umgang mit den Buchungsprogrammen, informiert aber auch über organisatorische Fragen und aktuelle Themen. Ein weiterer Entwicklungsschritt war das von der Datev im Herbst 1975 erstmals herausgegebene Hilfsmittel „Tabellen und Informationen für den steuerlichen Berater“. Aus der ursprünglich 32 Seiten dünnen Broschüre wurde bis heute ein 500 Seiten starkes steuer- und sozialversicherungsrechtliches Nachschlagewerk, das den Mitgliedern jedes Jahr neu zur Verfügung gestellt wird. Auch dank dieser zusätzlichen Informations- und Weiterbildungsangebote wuchs die Genossenschaft rasch. Bereits 1979 konnte die Datev das 15.000. Mitglied begrüßen.

Wiedervereinigung und Euro-Einführung

Mit dem Fall der Mauer zwischen beiden deutschen Staaten weitete die Datev ihr Geschäftsgebiet auf die neuen Bundesländer aus. Dazu eröffnete sie noch 1990 neue Niederlassungen in Dresden und Schwerin, im Folgejahr auch in Leipzig, Magdeburg und Erfurt. Zudem zog ein Datev-Team mit Lastwagen und Zelten durch acht Städte der DDR und vermittelte in zweitägigen Seminaren rund 10.000 interessierten Teilnehmern Basiswissen zur bundesdeutschen Buchführung und Steuerberatung.

Ab 1996 begannen bei der Datev die Vorbereitungen zur Euro-Einführung zum Jahresanfang 2002. Doch trotz aller Informations- und Unterstützungsangebote hatten bis zum Jahresende 2001 erst 2,3 Prozent der mit dem Datev-Rechenzentrum buchenden Unternehmen ihr Rechnungswesen auf Euro umgestellt. Die Folge war eine Umstellungswelle im Januar 2002, bei der an Spitzentagen im Bereich der Lohn- und Gehaltsabrechnung beinahe 80.000 Mandanten umgestellt wurden. Parallel begann mit der Jahrtausendwende die Internationalisierung der Datev. Den Anfang machte die im Jahr 2000 zusammen mit der tschechischen Steuerberaterkammer gegründete Genossenschaft KDP-Datev in Tschechien. Ihr folgten weiterer Tochterunternehmen in Österreich und Italien (2001), Polen (2004) und Ungarn (2005).

Großrechner im Datev-RechenzentrumGroßrechner im Datev-Rechenzentrum Nürnberg: Bei der Datev werden unter anderem die Finanzbuchführungsdaten von rund 2,5 Millionen Unternehmen gespeichert. Bild: Datev eG

50 Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Datev von einem Rechenzentrum zu einem EDV-Servicezentrum und IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren überwiegend mittelständische Mandanten entwickelt. Mehr als 40.000 Mitglieder verlassen sich auf die Leistungen der Genossenschaft und ihrer rund 6.800 Mitarbeiter. Das Herzstück der Datev-Lösungen ist dabei weiterhin das gemeinschaftliche Rechenzentrum mit einer Speicherkapazität von über 47 Petabyte – das ist mehr als die Festplatten von 50.000 derzeit handelsüblichen Durchschnitts-PCs fassen können.

Zum Weiterlesen:


Quelle/Bilder: Datev eG
(Ende) genossenschaftsgeschichte.info/02.03.2016/mar