Zeitleiste zur Genossenschaftsgeschichte

Zeitleiste 1933-1945

Eckpunkte der deutschen Genossenschaftsgeschichte auf einen Blick (weitere Einträge werden regelmäßig ergänzt…)

1800-1849 1850-1899 1900-1933 1933-1945 1945 bis heute

1933

Reichsnährstand - LogoDas Symbol des Reichsnährstandes Bild: via Wikipedia (pd)
  • 19. April: Die Leitung des Reichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften – Raiffeisen wird durch den Reichsbauernführer Walter Darré übernommen. Gleichzeitig werden mehrere NSDAP-Mitglieder in das Präsidium des Verbandes gewählt.
  • 2. Mai: In Hamburg besetzen Nationalsozialisten das Verwaltungsgebäude des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine. Zwei Tage später wird das geschäftsführende Vorstandsmitglied Adam Remmele verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht.
  • 14. August: Im Zuge der Gleichschaltung vereinigen sich der Zentralverband deutscher Konsumvereine und der Reichsverband deutscher Konsumvereine zum Reichsbund der deutschen Verbrauchergenossenschaften (ab 1935 Revisionsverband der deutschen Verbrauchergenossenschaften). Hierin werden auch weitere Zentralorganisationen der Konsumgenossenschaften zusammengefasst, darunter die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Konsumvereine und die Großeinkaufs- und Produktions-Aktiengesellschaft deutscher Konsumvereine.
  • 13. September: Durch Erlass des Reichsnährstandgesetzes erfolgt die Angliederung der landwirtschaftlichen Genossenschaften an den Reichsnährstand. Der Reichsverband – Raiffeisen – und seine Prüfungsverbände werden dem Reichsbauernführer unterstellt (Verordnungen vom 8. Dezember 1933 und 15. Januar 1934)
  • 15. Dezember: Karl Korthaus stirbt in Berlin.

1934

  • 3. August: Durch eine Novelle des Genossenschaftsgesetzes wird in Österreich für neu gegründete Genossenschaften und bestehende Kreditgenossenschaften der Anschlusszwang an einen Revisionsverband eingeführt (1936 auf alle Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften ausgedehnt).
  • 4. September: Umbenennung des baugenossenschaftlichen Spitzenverbandes in Hauptverband Deutscher Wohnungsunternehmen (Baugenossenschaften und -gesellschaften) durch Erlass einer neuen Satzung durch den Reichswirtschaftsminister.
  • 30. Oktober: Durch eine Änderung des Genossenschaftsgesetzes werden die Prüfungsvorschriften verschärft und der Verbandszwang für Genossenschaften eingeführt (Pflichtmitgliedschaft bei einem Prüfungsverband).

1935

  • 21. Mai: Das Reichsgesetz über Verbrauchergenossenschaften tritt in Kraft. Es führt zur Liquidierung von 71 angeblich wirtschaftlich nicht lebensfähigen Konsumgenossenschaften und dem Verbot aller Konsumgenossenschaftlichen Spareinrichtungen.

1936

Raiffeisen-Giebelkreuz (Logo)Das Giebelkreuz-Logo der Raiffeisenorganisation ab 1936 Bild: PA mb/gk
  • Ab 1936 führen die ländlichen Warengenossenschaften, die Dorfkassen und Spar- und Darlehnskassen das Giebelkreuz mit den aufgesetzten Pferdeköpfen als neues einheitliches Logo ein.
  • 23. Oktober: Durch Anordnung des Reichswirtschaftsministers wird der Deutsche Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) zum alleinigen obersten Prüfungsverband der gewerblichen Kredit- und Warengenossenschaften.
  • 5. November: Der Nationalsozialist Dr. Adrian von Renteln wird zum Präsidenten des Deutschen Genossenschaftsverbandes ernannt.
  • 1937

    • Als Reaktion auf den Markteintritt von Coca Cola in Deutschland beschließen im Rheinland zwölf Mineralbrunnen, bei der Herstellung und dem Vertrieb von Erfrischungsgetränken zu kooperieren. Die von ihnen gegründete Genossenschaft Deutscher Brunnen wird – insbesondere dank der sogenannten „Perlenflasche“ – zum Träger des größten Mehrwegsystems in Europa.
    • Oktober 1937: Im Rahmen des 72. Deutschen Genossenschaftstages am 24. bis 26. Oktober 1937 in Berlin beschließen die Kreditgenossenschaften des Deutschen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) einstimmig die Bildung eines Garantiefonds zur Sicherung der Spareinlagen. Die ersten Beiträge dafür gingen dann bis zum 30. Juni 1938 ein. (siehe: Eine Frage des Vertrauens: Die Gründung der bankgenossenschaftlichen Sicherungseinrichtung)
      • 1938

        • 9. März: Durch die Vereinigung des Hauptverbandes deutscher Baugenossenschaften mit dem Reichsverband der Heimstätten entsteht der Reichsverband der deutschen gemeinnützigen Wohnungsunternehmen.
        • 26. August: Der Verband der PSD Banken (Post-Spar- und -Darlehnsvereine) wird gegründet.
        • 31. Dezember: Nach der Reichskristallnacht am 9. November und aufgrund der darauf folgenden „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ werden jüdische Mitglieder zum Jahresende 1938 zwangsweise auch aus den Genossenschaften ausgeschieden.

        1939

        • 8. Februar: Die Dresdner Bank überträgt das Geschäft ihrer Genossenschaftsabteilungen in Berlin und Frankfurt/Main auf die Deutsche Zentralgenossenschaftskasse („Deutschlandkasse“). Damit findet der seit mehreren Jahrzehnten andauernde Dualismus bei den Zentralinstituten der gewerblichen Kreditgenossenschaften ein Ende.

        1941

        Volksbanken-Logo Geflügeltes VDas „geflügelte“ Volksbanken-Logo ab 1941 Bild: PA mb/gk
        • Ab 1941 führen die gewerblichen Bankgenossenschaften das „Geflügelte V“ als neues einheitliches Logo ein. Bereits seit 1939 drängen die Verbände zudem auf eine stärkere Vereinheitlichung der Firmenbezeichnung. Zahlreiche Institute ändern daher ihren Namen in den schon von Schulze-Delitzsch geprägten Begriff „Volksbank“.
        • 18. Februar: Die neue „Verordnung zur Anpassung der verbrauchergenossenschaftlichen Einrichtungen an die kriegswirtschaftlichen Verhältnisse“ führt zur Auflösung der Verbrauchergenossenschaften. Zum 1. April des Jahres werden die noch verbliebenen Konsumgenossenschaften und ihre Zentralorganisationen in die Deutsche Arbeiterfront eingegliedert (siehe hierzu auch: Genossenschaften in der NS-Zeit: Auflösung der Konsumvereine).

         

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