Porträt

Adrian von Renteln

Theodor Adrian von Renteln wurde am 15. September 1897 im baltischen Hodsi (Russland) geboren. Seine Familie entstammte einem alten westfälischen Geschlecht, das im 13. Jahrhundert nach Lübeck und im 15. Jahrhundert nach Reval auswanderte. Während oder zum Ende des Ersten Weltkrieges kam von Renteln mit seiner Familie zurück nach Deutschland. Ab Sommer 1920 studierte er an der Universität Rostock Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. 1924 promovierte er mit Auszeichnung zum Doktor der Staats- und Wirtschaftswissenschaften.

Adrian von RentelnDr. Adrian von Renteln (1936) (Quelle: Blätter für Genossenschaftswesen, Nr. 46/1936)

Nach seinem Studium arbeitete er anfänglich als Journalist und berichtete in dieser Zeit aus verschiedenen europäischen Ländern. 1928 trat von Renteln als „einfacher SA-Mann“ in die NSDAP ein. Im Folgejahr bildete er aus teilweise schon bestehenden Ortsvereinigungen den reichsweiten NS-Schülerbund, dem er bis Juni 1932 als Reichsführer vorstand. Parallel wurde er im März 1931 in die wirtschaftspolitische Abteilung der Reichsleitung der NSDAP berufen, wo er sich unter anderem mit Geld-, Währungs- und Kreditfragen beschäftigte.

1932 wurde von Renteln Mitglied des Reichstages. Im gleichen Jahr übernahm er die Leitung des Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes. Nach der Machtergreifung 1933 wurde der Kampfbund in die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels-, und Gewerbeorganisation (NS-HAGO) umgebildet, der von Renteln bis 1935 als Präsident vorstand. In dieser Funktion war er auch an der Organisation der Kampagnen gegen jüdische Händler und Warenhäuser im Deutschen Reich beteiligt. 1935 wurde von Renteln Stabsleiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Als „Leiter des Obersten Ehren- und Disziplinarhofes“ zeichnete er dabei auch für die Entfernung „asozialer Elemente“ aus der Organisation der DAF verantwortlich.

Von 1941 bis 1944 war von Renteln als Generalkommissar in Litauen tätig. In dieser Funktion war er unter anderem mitverantwortlich an der Ermordung der dortigen jüdischen Bevölkerung. Seit 1944 gilt er als verschollen. Verschiedenen Berichten zufolge geriet von Renteln mit dem Kriegsende in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde 1946 als Kriegsverbrecher in der Sowjetunion hingerichtet. Anderen Quellen zufolge lebte er nach dem Zweiten Weltkrieg in Spanien bzw. auch Südamerika.

Von Renteln und die Genossenschaften

Am 5. November 1936 wurde von Renteln im Alter von 39 Jahren zum Präsidenten des Deutschen Genossenschaftsverbandes ernannt. In dieser Funktion, so hieß es damals in den Blättern für Genossenschaftswesen, „wird Herr Dr. von Renteln seine Arbeitskraft nach wie vor der Förderung des Klein- und Mittelbetriebes im Handel und Handwerk widmen können, in dessen Betreuung er bisher bereits sein hauptsächlichstes Tätigkeitsgebiet fand.“ In der praktischen Ausübung seiner Stellung als „Präsident“ soll er jedoch – wie Helmut Faust in seinem Standardwerk zur Geschichte der Genossenschaftsbewegung schreibt – nur ein „Statist“ geblieben sein, „dessen einzige Leistungen in gelegentlichen politischen Reden bestanden haben“. Das organisatorische Tagesgeschäft des Verbandes hat demnach weiterhin der bisherige Anwalt Dr. Lang verantwortet.

Radio-Mitschnitt: Dr. von Renteln über Zukunftsaufgaben der gewerblichen Genossenschaften

„Auf die besondere Frage, in welcher Form der Deutsche Genossenschaftsverband bzw. die gewerblichen Genossenschaften in die Aufgabenstellung des Vierjahresplanes eingebaut werden sollten, führte Präsident von Renteln folgendes aus:

Wenn ich als Nationalsozialist die Führung des Verbandes übernommen habe, so sind für mich Wege und Ziel der zukünftigen Entwicklung klar gegeben. Das genossenschaftliche Prinzip, das ich selbst schon einmal in dem Hauptamt für Handwerk und Handel der NSDAP unter dem kennzeichnenden Namen „Selbsthilfe“ durchgeführt habe, entspricht den Grundsätzen nationalsozialistischer Wirtschaftshaltung. Wenn der Begriff der Selbsthilfe durch die frühere liberalistische Wirtschaftsordnung die gewerblichen Genossenschaften in eine gewisse Kampffront hineingezogen hat, so erhält diese Selbsthilfe in unserer nationalsozialistischen Wirtschaft erst ihren vollen Sinn, der in einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit allen Gliedern unserer unteilbaren Volkswirtschaft seinen Ausdruck findet. So wird die Kredit-Selbsthilfe der Genossenschaften eine erhebliche Rolle bei der Verwirklichung der Vorhaben des Vierjahresplanes zu leisten haben. Darüber hinaus sind die gewerblichen Genossenschaften ein überaus wichtiger Faktor in der Aufrechterhaltung stabiler Preise, die ja eine der Grundlagen des Vierjahresplanes, ja unserer ganzen Wirtschaftspolitik sind. Der Genossenschaftsgedanke ist ja dem Gemeinschaftsgedanken entsprungen, und so wird es meine vornehmste Aufgabe sein, durch die gewerblichen Genossenschaften der Gemeinschaft des deutschen Volkes und seiner Wirtschaft zu dienen.“

(Adrian von Renteln im Gespräch beim Deutschen Kurzwellensender am 12. November 1936)