Eckpunkte der deutschen Genossenschaftsgeschichte auf einen Blick (weitere Einträge werden regelmäßig ergänzt…)
1800-1849 | 1850-1899 | 1900-1933 | 1933-1945 | 1945 bis heute |
1945
Neubauern zur Raiffeisenkasse (Werbeplakat, DDR 1946) Quelle: Stiftung GIZ
- Oktober: In den westlichen Besatzungszonen nimmt eine „Arbeitsgemeinschaft der gewerblichen Prüfungsverbände“ ihre Arbeit auf. Ziel ist die Neuorganisation des gewerblichen Genossenschaftswesens.
- 20. November: Durch Befehl Nr. 146 wird den ländlichen Raiffeisengenossenschaften in der Sowjetischen Besatzungszone die Wiederaufnahme ihrer Geschäftstätigkeit gestattet.
- 18. Dezember: Durch Befehl Nr. 176 wird in der Sowjetischen Besatzungszone die Wiedererrichtung der durch die Nationalsozialisten aufgelösten Konsumgenossenschaften sowie die Rückübertragung des ihnen zustehenden Altvermögens angeordnet.
1946
- 15. Januar: Durch Befehl Nr. 14 wird den früheren Volksbanken in der Sowjetischen Besatzungszone die Wiederaufnahme ihrer Geschäftstätigkeit gestattet. Vielerorts erfolgt noch im gleichen Jahr ihre Umbenennung in (Genossenschafts-)Bank für Handwerk und Gewerbe.
- 8. März: Die britischen Militärbehörden erlassen für ihre Besatzungszone Bestimmungen zur Zulassung von neu bzw. wieder gegründeten Konsumgenossenschaften. Die Regeln orientieren sich stark an den Grundsätzen der „Redlichen Pioniere von Rochdale“ und liefern einen wesentlichen Impuls für den Neuaufbau des konsumgenossenschaftlichen Sektors in Westdeutschland.
- 17. Juni: In Bielefeld wird der Gesamtverband gemeinnütziger Wohnungsunternehmen als Spitzeninstitut für gemeinnützige und genossenschaftliche Wohnungsbauunternehmen in der britischen Besatzungszone gegründet (Sitz in Hamburg).
1948
- September: Auf dem zweiten Konsumgenossenschaftstag nach dem Krieg schließen sich in Hamburg die nach 1945 in den westlichen Besatzungszonen neu entstandenen Konsumgenossenschaften zum Zentralverband deutscher Konsumvereine zusammen.
- November: In Wiesbaden konstituiert sich der Deutsche Raiffeisenverband.
1949
- In der DDR werden ab 1949 die verschiedenen Raiffeisengenossenschaften (inklusive der Raiffeisenkassen) nach dem Territorialprinzip organisiert und auf Ortsebene in Landwirtschaftlichen (Dorf-)Genossenschaften zusammengefasst. Ab 1950/51 erfolgt dann der nicht immer freiwillige Zusammenschluss mit den ebenfalls auf Ortsebene entstandenen Vereinigungen der gegenseitigen Bauernhilfe (siehe hierzu auch Überblick: Genossenschaften in der DDR).
- 31. März: Die Verbände der amerikanischen und französischen Zone sowie der Berliner Verband treten dem Hamburger Gesamtverband gemeinnütziger Wohnungsunternehmen bei (26. Mai 1951: Verlegung des Sitzes nach Köln).
- Mai: Der Wirtschaftsrat der amerikanischen und britischen Besatzungsmächte beschließt die Gründung der Deutschen Genossenschaftskasse mit Sitz in Frankfurt/Main.
- 14. Juni: In Wiesbaden wird der Deutsche Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) neu gegründet (ab 22. März 1954 mit Sitz in Bonn).
Neue AWG-Wohnungen in Brandenburg (1959) Quelle: Bundesarchiv, DH 2 Bild-F-02085 / CC-BY-SA
1954
- In der DDR werden nach dem Arbeiteraufstand vom Juni 1953 im Rahmen der staatlich geförderten Wohnungspolitik Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften (AWG) gegründet. Die vor 1945 bestehenden Wohnungsgenossenschaften werden erst 1957 als Gemeinnützige sozialistische Wohnungsbaugenossenschaften (GWG) revitalisiert (siehe hierzu auch: Die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften in der DDR).
1956
- 26. Januar: 14 Genossenschaftsbanken gründen die Union-Investment-Gesellschaft. Schnell wird die dritte deutsche Investmentgesellschaft zu einem wesentlichen Bestandteil der Genossenschaftlichen FinanzGruppe.
- Nach der Beteiligung verschiedener Zentralkassen aus dem Raiffeisen-Sektor an der Bausparkasse der deutschen Volksbanken Schwäbisch Hall AG firmiert diese nun als Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, Bausparkasse der deutschen Volksbanken und Raiffeisenkassen. Gleichzeitig wird das Logo mit den vier Bausteinen eingeführt (und 1962 um den Slogan „Auf diese Steine können Sie bauen“ erweitert).
1966
- 14. Februar: Die Datev eG wird als Softwarehaus und IT-Dienstleister für Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in Nürnberg gegründet (siehe hierzu auch: Die Geschichte der Datev).
1967
- 12. April: Angesichts des ökonomischen Konsolidierungsdrucks im Genossenschaftsbereich beginnen der Deutsche Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) und der Deutsche Raiffeisenverband mit Verhandlungen zur Neuordnung des ländlichen und gewerblichen Genossenschaftsorganisationen.
1969
- Für die als altmodisch empfundene Bezeichnung „Konsum“ führen die im Bund deutscher Konsumgenossenschaften zusammengeschlossenen Konsumläden die bundeseinheitliche Bezeichnung „co op“ ein.
1970
- In der DDR erhalten die Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe ein neues Musterstatut. Danach haben sie nun im Rahmen ihrer Geschäftsbeziehungen „auf die Lösung der mit dem Volkswirtschaftsplan gestellten Aufgaben aktiv Einfluss zu nehmen“.
- Oktober/November: Um dem Konzentrationsdruck insbesondere auch im Bereich der bislang immer noch getrennt agierenden Volks- und Raiffeisenbanken zu begegnen, schließen sich der Deutsche Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) und der Deutsche Raiffeisenverband zum Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) zusammen. Als neue Dachorganisation umfasst der DGRV nun alle gewerblichen und ländlichen Genossenschaften Deutschlands (siehe hierzu auch: Der Konzentrationsprozess der Volks- und Raiffeisenbanken in der Bonner Republik).
- Nach einer Änderung des Aktiengesetzes wandeln sich zahlreiche Konsumgenossenschaften ab 1972 in Aktiengesellschaften um. Ein Großteil von ihnen schließt sich bis zum Beginn der 1980er Jahre unter dem Dach der Frankfurter co op AG zusammen.
- 3. Januar: Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) nimmt als einer von drei (heute: vier) unabhängigen Fachverbänden unter dem Dach des DGRV die Arbeit auf.
- Zum Jahresende 1973 fällt das bislang für die Volks- und Raiffeisenbanken noch geltende Kreditvergabe-Verbot an Nicht-Mitglieder. Die Wettbewerbssituation der Genossenschaftsbanken wird dadurch deutlich erleichtert.
- In der DDR werden die Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe einheitlich in Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe umbenannt. Hintergrund ist die neue Verfassung der DDR von 1968, wonach „Banken“ in der DDR nur Volkseigentum sein können.
- Die 1949 gegründete Deutsche Genossenschaftskasse wird in DG Bank (Deutsche Genossenschaftsbank) umfirmiert. In den 1980er Jahren fusioniert sie mit zahlreichen regionalen Zentralbanken. Bis heute (2013) entsteht so die DZ Bank als eine von zwei genossenschaftlichen Zentralbanken.
- Durch den Zusammenschluss der Bundesgenossenschaftsschule Raiffeisen und des Schulze-Delitzsch-Instituts entsteht die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) in Montabaur.
- 27. September: Die erste Vorausgabe von die tageszeitung (taz) erscheint. Die erste reguläre Ausgabe folgt am 17. April 1979. 1992 wird das linksalternative, selbstverwaltete Zeitungsprojekt zu einer Genossenschaft umstrukturiert (die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG).
- Die co op AG, ein Zusammenschluss zahlreicher Konsumgenossenschaften, geht an die Börse. Zwei Jahre später wird das Unternehmen im Zuge eines großen Wirtschaftsskandals zerschlagen. (siehe auch: Entwicklung der westdeutschen Konsumgenossenschaften 1949-1989)
- August: In Berlin gründen 17 damals arbeitslose Akademikerinnen den Verein WeiberWirtschaft , einem Gründerzentrum und Unternehmernetzwerk speziell für Frauen. Im Dezember folgt die Gründungsversammlung der gleichnamigen Frauengenossenschaft.
- November: In der DDR fällt die Mauer. In dem folgenden Transformationsprozess müssen sich die ostdeutschen Genossenschaften an das bundesdeutsche Genossenschaftsgesetz anpassen und sich den Herausforderungen der Marktwirtschaft stellen.
- In Ostdeutschland wandeln sich die früheren Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe der DDR wieder zu Volksbanken. Bei den Bäuerlichen Handelsgenossenschaften erfolgt die Trennung von Geld- und Warengeschäft. Daraus entstehen die Raiffeisenbanken und die Raiffeisen-Warengenossenschaften. Westdeutsche Volksbanken und Raiffeisenbanken schließen Partnerschaftsvereinbarungen mit ostdeutschen Genossenschaftsbanken ab. (siehe hierzu auch: Zurück zu den Wurzeln: Ostdeutsche Kreditgenossenschaften nach dem Mauerfall)
- Dezember: 37 deutsche Internet Service Provider beschließen die Gründung der DENIC eG (Deutsches Network Information Center). Die wesentlichen Aufgaben der Genossenschaft sind die Verwaltung der deutschen Top-Level-Domain „.de“ und die Bereitstellung der dafür notwendigen Infrastruktur.
- 28. Oktober: Die Greenpeace Energy eG wird als bundesweit tätiger Stromversorger gegründet. Wesentliches Ziel ist die Bereitstellung von umweltfreundlich gewonnener Energie („Sauberer Strom“).
- 15. Dezember: Für Internetseiten mit genossenschaftlichem Bezug wird die generische Top-Level-Domain „.coop“ eingeführt. Der Name basiert auf der Abkürzung für cooperatives (engl. für Genossenschaften).
- Die Vereinten Nationen erklären das Jahr 2012 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen rücken gerade auch die wirtschaftliche und soziale Bedeutung von Genossenschaften weltweit in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit.
- November: Die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft wollen die Genossenschaftsidee als deutsches Immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe schützen lassen (Antrag: Genossenschaften bald UNESCO-Kulturerbe?)
1971
1972
1973
1974
1975
1978
1987
1989
1990
1996
1999
2001
2012
2013
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