Porträt

Andreas Hermes (1878-1964)

Agrarwissenschaftler, Minister, Politiker, Genossenschaftler – mit seinem Tod 1964 hat nicht nur das deutsche Genossenschaftswesen eine große Persönlichkeit verloren.

Porträt Andreas HermesAndreas Hermes (Porträt im Reichstagshandbuch 1932) (Bild: via wikipedia)

Andreas Hermes wurde am 16. Juli 1878 in Köln geboren. Er studiert Landwirtschaft und Philospohie in Bonn, Berlin und Jena, reist in dieser Zeit aber auch viel durch Europa und Südamerika. Nach dem Studium arbeitete er anfänglich als Landwirtschaftslehrer und Tierzuchtberater, im Ersten Weltkrieg dann als Fachberater in der deutschen Kriegsernährungswirtschaft. 1919 wurde er Ministerialdirektor im Reichswirtschaftsministerium. Ab 1920 – der bislang parteilose Hermes war inzwischen in die Zentrumspartei eingetreten – war er Minister für Ernährung und Landwirtschaft und von 1921 bis 1923 Reichsfinanzminister.

1928 wurde er zum Präsidenten der Vereinigung der deutschen Bauernvereine und 1930 auch zum Präsidenten des Reichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften – Raiffeisen – gewählt. Beide Ämter legte Hermes noch vor dem Ermächtigungsgesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich vom 24. März 1933 aus Protest gegen das NS-Regime nieder. Noch im gleichen Jahr wurde er wegen seiner offenen Kritik an den Nationalsozialisten zu vier Monaten Haft verurteilt. 1936 ging Hermes ins Exil nach Kolumbien, kam aber 1939 vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wegen seiner Familie wieder zurück nach Deutschland. Da sein Name im Zuge des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 als möglicher neuer Landwirtschaftsminister genannt wurde, wurde er verhaftet und am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt – wovor ihn aber eine mehrfache Aufschiebung des Urteils und schließlich die Eroberung Berlins durch die Rote Armee bewahrte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges engagierte er sich erneut wesentlich beim Wiederaufbau der landwirtschaftlichen Genossenschaftsorganisation. Als 1948 der Deutsche Raiffeisenverband als neue Spitzenorganisation gegründet wurde, wählte man Hermes einstimmig zu dessen ersten Präsidenten – ein Amt, das er bis 1961 inne hatte. 1949 zählte er zu den Mitbegründern der Deutschen Genossenschaftskasse, wo er auch den Vorsitz des Verwaltungsrates übernahm. Zudem wirkte er zeitweise ebenso als Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisen- und Volksbankenversicherungsgesellschaften.

Am 4. Januar 1964 starb Andreas Hermes in Krälingen in der Eifel.


Quelle: siehe Links
(Ende) genossenschaftsgeschichte.info/06.01.2014/mar