Bewerbungserfolg

Genossenschaften auf dem Weg zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe

Deutschland nimmt 27 Traditionen und Wissensformen in sein neues bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf. Darauf hat sich die Kultusministerkonferenz am 11. Dezember 2014 verständigt und damit die Empfehlungen eines unabhängigen Expertenkomitees bestätigt. Zu den lebendigen Traditionen, die die Kriterien erfüllten, zählen zum Beispiel das Chorsingen, die Morsetelegrafie, die Flößerei, die Orgelbautradition und eben auch die Genossenschaftsidee. Letztere wurde aus den 27 Kulturformen von den Experten auch als erste Nominierung für die internationale „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ bei der UNESCO ausgewählt.

Aktueller Nachtrag vom 30. November 2016:
Die Genossenschaftsidee ist Kulturerbe der Menschheit!

Die Genossenschaftsidee wurde gemeinsam von Gruppen aus Rheinland-Pfalz und Sachsen vorgeschlagen und mit Empfehlungen beider Länder weitergeleitet. Nun wird sie von Deutschland im März 2015 als erste Nominierung bei der UNESCO eingereicht. Die Aufnahme der Genossenschaftsidee würde der internationalen Vielfalt des immateriellen Kulturerbes eine neue Facette hinzufügen, heißt es dazu von der Deutschen UNESCO-Kommission. Bislang ist eine solche Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation auf den UNESCO-Listen nicht vertreten.

Genossenschaftsidee als Weltkulturerbe, siehe hierzu auch:

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt von Kulturformen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Mehr als 350 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt stehen derzeit auf den drei UNESCO-Listen, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst.

Verzeichnis des nationalen immateriellen Kulturerbes

Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat der UNESCO-Konvention zum immateriellen Kulturerbe. Diese sieht vor, dass jedes Beitrittsland zunächst ein nationales Verzeichnis erstellt – ein Schritt, den Deutschland mit der nun erfolgten Benennung der ersten 27 Einträge erfüllt hat. Hierzu zählen:

  • Chormusik in deutschen Amateurchören (länderübergreifend, verantwortlich Nordrhein-Westfalen)
  • Sächsische Knabenchöre (Sachsen)
  • Singen der Lieder der deutschen Arbeiterbewegung (länderübergreifend, verantwortlich Nordrhein-Westfalen)
  • Moderner Tanz – Stilformen und Vermittlungsformen der Rhythmus- und Ausdruckstanzbewegung (länderübergreifend, verantwortlich Baden-Württemberg)
  • Deutsche Theater- und Orchesterlandschaft (länderübergreifend, verantwortlich Nordrhein-Westfalen)
  • Niederdeutsches Theater (länderübergreifend, verantwortlich Niedersachsen)
  • Passionsspiele Oberammergau (Bayern)
  • Peter-und-Paul-Fest Bretten (Baden-Württemberg)
  • Malchower Volksfest (Mecklenburg-Vorpommern)
  • Schwäbisch-Alemannische Fastnacht (Baden-Württemberg)
  • Rheinischer Karneval mit all seinen lokalen Varianten (Nordrhein-Westfalen)
  • Falknerei (länderübergreifend, verantwortlich Nordrhein-Westfalen)
  • Gesellschaftliche Bräuche und Feste der Lausitzer Sorben im Jahreslauf (länderübergreifend, verantwortlich Sachsen)
  • Biikebrennen (Schleswig-Holstein)
  • Lindenkirchweih Limmersdorf (Bayern)
  • Auseinandersetzung mit dem Rattenfänger von Hameln (Niedersachsen)
  • Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle (Sachsen-Anhalt)
  • Genossenschaftsidee (länderübergreifend, verantwortlich Rheinland-Pfalz)
  • Deutsche Brotkultur (länderübergreifend, verantwortlich Berlin)
  • Finkenmanöver im Harz (Sachsen-Anhalt)
  • Flößerei (länderübergreifend, verantwortlich Bremen)
  • Morsetelegrafie (länderübergreifend, verantwortlich Rheinland-Pfalz)
  • Orgelbau und Orgelmusik (länderübergreifend, verantwortlich Baden-Württemberg)
  • Köhlerhandwerk und Teerschwelerei (länderübergreifend, verantwortlich Sachsen)
  • Vogtländischer Musikinstrumentenbau in Markneukirchen und Umgebung (Sachsen)
  • Reetdachdecker-Handwerk (Mecklenburg-Vorpommern)
  • Handwerksgesellenwanderschaft Walz (länderübergreifend, verantwortlich Baden-Württemberg)


Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission
(Ende) genossenschaftsgeschichte.info/18.12.2014/mar