Jubiläum in Italien: 150 Jahre Volksbanken

Die Anfänge der Genossenschaftsbanken in Italien

1864 wurde die erste italienische Volksbank gegründet – und das gestützt auf die Ideen von Hermann Schulze-Delitzsch. Die treibende Kraft bei den Anfängen der italienischen „Banca Popolare“ war der Volkswirtschaftler und spätere Premierminister Luigi Luzzatti (1841-1927). Er hatte die Ideen Schulze-Delitzschs offenbar während seiner Berliner Studienzeit kennengelernt und stand später auch mit dem deutschen Gründervater in freundschaftlichem Briefkontakt.

Luigi LuzzattiLuigi Luzzatti – Politiker und Gründer der Volksbanken in Italien Bild: via wikipedia

Zurück in Italien setzte sich Luzzatti insbesondere für die Verbreitung der Volksbanken ein. Ähnlich wie Schulze-Delitzsch veröffentlichte er dazu unter anderem einen Ratgeber („Die Verteilung des Kredits und die Volksbanken„) und hielt zahlreiche Vorträge – so auch in Lodi, cirka 30 Kilometer südöstlich von Mailand. Wenige Wochen später, am 28. März 1864, wurde dort die Banca Popolare di Lodi gegründet. Einer der Mitbegründer dieser ersten italienischen Volksbank übersandte Luigi Luzzatti die Satzung der Kreditgenossenschaft. Dieser antwortete darauf hin mit dem Satz: „Schulze-Delitzsch wird jubeln, wenn er die Satzung der Bank von Lodi liest.“

Bereits 1865 folgten weitere genossenschaftliche Bankengründungen in Cremona, Bologna, Piacenza, Mailand und Venedig. Bis 1880 stieg die Zahl der gewerblichen Genossenschaftsbanken auf 140. Nur fünf Jahre später waren es bereits 423 – wobei ihre Entwicklung insbesondere von einem neuen Handelsgesetzbuch mit günstigen Regelungen für Genossenschaften profitierte.

Neben den Ideen Schulze-Delitzschs kam auch das genossenschaftliche Konzept Friedrich Wilhelm Raiffeisens in Italien zur Durchsetzung – wenn auch zeitlich etwas später. Die erste Raiffeisen’sche Darlehnskasse in Italien wurde wohl im Juni 1883 von Dr. Leone Wollemborg in Loreggia gegründet. Bis Dezember 1885 kamen weitere 12 Darlehnskassen hinzu. Beim weiteren Aufbau der Raiffeisen’schen Darlehnskassen spielte dann – wie auch zuvor in Deutschland – die Geistlichkeit eine tragende Rolle. Namentlich sticht in den alten Mitteilungen darüber vor allem der Priester Don Cerutti hervor.


(Ende) genossenschaftsgeschichte.info/28.03.2014/mar