Archiv zum Stichwort: Wilhelm Haas

Entwicklung der Genossenschaftsverbände (II)

Je mehr sich die Genossenschaften etablierten, um so stärker traten auch unterschiedliche Tendenzen über die weitere Ausgestaltung des Genossenschaftswesens auf. Differenzen über die Haftpflichtform, die Akzeptanz staatlicher Subventionen oder auch die Gründung spezieller Spartengenossenschaft spalteten die Bewegung – und damit zeitweise auch die großen nationalen Verbände von Schulze-Delitzsch und Raiffeisen.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen und die ländlichen Genossenschaften

Die Wurzeln der Raiffeisen’schen Genossenschaften reichen zurück bis in den Westerwald zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Dort sah sich der noch junge Bürgermeister Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit den Problemen der oftmals mittellosen Landbevölkerung konfrontiert. Bei Missernten oder verendetem Vieh suchten viele Bauern ihr Heil bei Wucherern, die ihnen zu ernormen Zinsraten Geld liehen. Konnten die Bauern das Geld nicht zurückzahlen, drohte ihnen die Zwangsversteigerung der Höfe. Wie Hermann Schulze-Delitzsch in der Stadt setzte Raiffeisen auf dem Land auf regionale Zusammenschlüsse der Dorfbewohner – wobei er infolge seines von christlichen Werten geprägten Lebensbildes die Faktoren Christenpflicht und Nächstenliebe wesentlich stärker betonte.