Archiv zum Stichwort: Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Über 1.700 Mal Raiffeisen auf deutschen Straßenkarten

In einem interessanten Projekt hat ZEIT Online die Namen aller Straßen, Wege, Alleen, Gassen und Plätze in Deutschland erfasst. Entstanden ist eine Datenbank mit über 450.000 Bezeichnungen, die vielfach an historische Persönlichkeiten oder Ereignisse erinnern. Bezüge zu Genossenschaften finden sich dabei jedoch kaum – abgesehen von einer Ausnahme.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen: „Die Darlehnskassen-Vereine“

Im März 1866 veröffentlichte Friedrich Wilhelm Raiffeisen erstmals sein Buch „Die Darlehnskassen-Vereine“. Darin schilderte er seine Erfahrungen, die er im Kampf gegen den damals allgegenwärtigen Wucher und die Verarmung der ländlichen Bevölkerung mit der Errichtung finanzieller Selbsthilfevereine gemacht hatte. 150 Jahre später wurde das wegweisende Werk neu aufgelegt.

Genossenschaften bald UNESCO-Weltkulturerbe?

Die in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts begründete Genossenschaftsidee soll Immaterielles Kulturerbe der UNESCO werden. Einen entsprechenden Antrag haben die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft parallel in Sachsen und Rheinland-Pfalz gestellt. Durch die Initiative wollen die Gründerväter-Vereine die Idee schützen und zugleich als wirtschaftliches Modell wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Die regionale Fokussierung auf Deutschland als Ursprungsland der Genossenschaftsidee gibt jedoch Anlass für Kritik…

Die Genossenschaftsidee als Teil der NS-Ideologie?

Noch im März 1933 wurden von der NS-Propaganda wesentliche Prinzipien der Genossenschaften als „historisch überlebt“ bezeichnet. Doch auch wenn die Genossenschaften kaum in das wirtschaftspolitische Ordnungskonzept der Nationalsozialisten passten, war ihre wirtschaftliche Bedeutung insgesamt inzwischen zu groß, als dass man sie einfach hätte auflösen können (mal abgesehen von den Konsumgenossenschaften). Stattdessen wurde das Genossenschaftswesen – nach erfolgter Gleichschaltung – zu einer „urdeutschen“ Idee erklärt und Genossenschaftspioniere wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu Vordenkern der nationalsozialistischen Bewegung gemacht.

Der Systemstreit zwischen Raiffeisen und Schulze-Delitzsch

Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch – die sich persönlich nie begegneten – hatten teilweise sehr unterschiedliche Ansichten über die praktische Ausgestaltung ihrer Selbsthilfevereine. Daraus entwickelte sich ab Ende der 1860er Jahre eine heute als „Systemstreit“ bezeichnete Phase der Auseinandersetzung zwischen den beiden deutschen Genossenschaftspionieren.

Der Anhauser Darlehnskassen-Verein

Am 27. März 1862 wurde – vermutlich unter Mithilfe von Friedrich Wilhelm Raiffeisen – in der Westerwald-Gemeinde Anhausen ein Darlehnskassen-Verein gegründet. Er wies einige Neuerungen auf, die sich als wesentlich für die weitere Entwicklung der ländlichen Genossenschaften Raiffeisen’scher Prägung erweisen sollten.

Biografie: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888)

Denkt man an ländliche Genossenschaften, so kommt einem fast zwangsläufig auch der Name Friedrich Wilhelm Raiffeisen in den Sinn. Neben Hermann Schulze-Delitzsch gilt er als der große Gründervater des deutschen Genossenschaftswesens. Doch wer war der Mann, dessen Name bis heute in der Bezeichnung zahlreicher Bank- und anderer Genossenschaften weiter lebt?

Friedrich Wilhelm Raiffeisen und die ländlichen Genossenschaften

Die Wurzeln der Raiffeisen’schen Genossenschaften reichen zurück bis in den Westerwald zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Dort sah sich der noch junge Bürgermeister Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit den Problemen der oftmals mittellosen Landbevölkerung konfrontiert. Bei Missernten oder verendetem Vieh suchten viele Bauern ihr Heil bei Wucherern, die ihnen zu ernormen Zinsraten Geld liehen. Konnten die Bauern das Geld nicht zurückzahlen, drohte ihnen die Zwangsversteigerung der Höfe. Wie Hermann Schulze-Delitzsch in der Stadt setzte Raiffeisen auf dem Land auf regionale Zusammenschlüsse der Dorfbewohner – wobei er infolge seines von christlichen Werten geprägten Lebensbildes die Faktoren Christenpflicht und Nächstenliebe wesentlich stärker betonte.