Genossenschaften im 1. Weltkrieg

Am 28. Juni 1914 wurden in Sarajevo der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau von serbischen Nationalisten ermordet – und damit die Zündschnur an das „Pulverfass Europa“ gelegt. Das deutsch-französische Wettrüsten, die Flottenrivalität mit Großbritannien, die offensive Balkanpolitik Russlands, das übersteigerte Vertrauen in die eigene militärische Überlegenheit sowie die enge Verknüpfung des Deutschen Reiches mit Österreich – unterstützt durch den Hunger nach globaler Geltung und nationalem Stolz – gipfelten in der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, dem Ersten Weltkrieg.

Entwicklung der Genossenschaftsverbände (II)

Je mehr sich die Genossenschaften etablierten, um so stärker traten auch unterschiedliche Tendenzen über die weitere Ausgestaltung des Genossenschaftswesens auf. Differenzen über die Haftpflichtform, die Akzeptanz staatlicher Subventionen oder auch die Gründung spezieller Spartengenossenschaft spalteten die Bewegung – und damit zeitweise auch die großen nationalen Verbände von Schulze-Delitzsch und Raiffeisen.

Johannes von Miquel

Nicht datiertes Porträt des Politikers und Reformers Johannes von Miquel (1828-1901), einem der maßgeblichen Gründer der Nationalliberalen Partei. Er war unter anderem Oberbürgermeister in Osnabrück und Frankfurt/Main sowie ab 1890 preußischer Finanzminister in Berlin. Von Miquel initiierte zudem die Gründung der Preußischen Zentral-Genossenschaftskasse.

Aufschwung der Genossenschaften (1890-1913)

In den Jahren nach der Revision des Genossenschaftsgesetzes erfuhr die deutsche Genossenschaftsbewegung einen deutlichen Auftrieb. Insgesamt stieg die Zahl der Selbsthilfevereinigungen von gut 5.000 im Jahr 1889 bis auf 48.000 zum 1. Juni 1922. Diese gewaltige Zahl bestand zu drei Vierteln aus landwirtschaftlichen Genossenschaften, innerhalb derer wiederum die 19.269 Ländlichen Spar- und Darlehnskassen dominierten.