Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe (Schulze-Delitzsch)

Während die meisten Wurzeln des modernen Genossenschaftswesens in England und Frankreich liegen, ist der Typ der Kreditgenossenschaft eine originäre deutsche Entwicklung. Wesentlich vorangebracht wurde das Konzept durch den Genossenschaftspionier Hermann Schulze-Delitzsch. Im Mai 1850 rief er den Delitzscher Vorschuss-Verein ins Leben, der als Keimzelle der heutigen Volksbanken gilt.

Dr. Anton Bernhardi (1813-1889)

Er war Arzt, zugleich aber auch Erfinder und Unternehmer, Politiker und Genossenschaftspionier: Im Kampf gegen die sozialen Missstände während der Industrialisierung entwickelte Anton Bernhardi Produktionsmöglichkeiten zur Herstellung preiswerter Kalksandstein-Ziegel. Zudem war er Mitbegründer des Eilenburger Darlehnskassen-Vereins – dessen Mitglieder noch vor Hermann Schulze-Delitzsch auf die Prinzipien der solidarischen Haftung und der Selbsthilfe setzten.

Der Delitzscher Vorschuss-Verein (Volksbank Delitzsch)

Der 1850 vom Genossenschaftspionier Hermann Schulze-Delitzsch gegründete Delitzscher Vorschuss-Verein ist zwar nicht die älteste Bankgenossenschaft Deutschlands. Trotzdem gilt er als eine wichtige Wurzel des modernen Genossenschaftswesens: Hier – und beim Darlehnskassen-Verein im benachbarten Eilenburg – wurden erstmals für Kreditgenossenschaften die Prinzipien der Selbsthilfe und Selbstverantwortung nachhaltig umgesetzt.

Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883)

Hermann Schulze-Delitzsch ist als einer der „Gründerväter“ des deutschen Genossenschaftswesens in die Geschichte eingegangen. Doch sein Wirken beschränkte sich nicht allein auf den genossenschaftlichen Bereich. Als führender Liberaler gehörte er zu den Gründern des Deutschen Nationalvereins 1859 und der deutschen Fortschrittspartei 1861. Wegen seiner Verdienste hat ihm die Universität Heidelberg 1878 den Titel eines Ehrendoktors verliehen.